Aller Anfang ist schwer
Der emsige TVB-Abteilungsleiter hatte die Hessenliga-Truppe im Sommer 2014 neu aufgestellt, den aus China stammenden und für den Hessischen Tischtennis-Verband als Trainer arbeitenden Xiaojun Gao sowie Ravi Windyan Withanage aus Stadtallendorf integriert und dazu mit Kai-Uwe Dworschak, Ralf Neul sowie den talentierten Youngstern Fritz Lattermann und Gregor Pitsch auf bewährte heimische Spieler gesetzt. „Und dann liegen wir im ersten Spiel gegen Langen nach den Doppeln mit 0:3 zurück. Da war schon Enttäuschung zu spüren, zumal es das Ziel war, uns unter den ersten vier platzieren zu wollen. Zum Glück haben die Jungs das Ding noch zu einem 8:8-Unentschieden gedreht. Dadurch war dieser klassische Fehlstart leichter zu verschmerzen. Das darauffolgende Duell beim späteren Absteiger in Anspach haben wir dann mit Ach und Krach 9:7 gewonnen“, blickt Thorsten Neul auf den holprigen Rundenbeginn zurück. „Wir haben die Doppel relativ schnell umgestellt und sind damit genau richtig gefahren. Zudem haben sich Ravi und ich aus unserem zwischenzeitlichen Tief herausgekämpft“, nennt Ralf Neul einen der Hauptgründe, warum die Braunfelser am Ende der Vorrunde (lediglich mit einem weiteren 8:8 gegen Titelmitfavorit Preußen Frankfurt) die Spitze der Hessenliga erklommen hatten. „Da wussten wir, es geht was“, sagt Ralf Neul.
Pole Przybilik verstärkt das Team um die „Juwelen“ Pitsch und Lattermann
Zu Beginn der zweiten Halbserie wiederholte sich zwar mit dem Remis in Langen die Geschichte, doch sollte interessanterweise die 7:9-Niederlage am 14. Februar in Frankfurt den endgültigen Startschuss zu einer Triumphtour der Kurstädter in den entscheidenden Wochen der Saison bedeuten. „Wir hatten uns vor der Wechselfrist im alten Jahr noch entschlossen, Gaos Bruder, der in New York lebt, an Position zwei zu melden. Dann haben wir geschaut, wann uns Yanjun am besten helfen könnte und haben uns für die letzten drei Partien entschieden. Im Nachhinein haben wir alles richtig gemacht“, sagt Thorsten Neul. Die beiden gebürtigen Chinesen führten das Team schließlich vor zwei Wochen zum für die Meisterschaft entscheidenden 9:2-Erfolg im „Finale“ gegen den VfR Fehlheim. Der Rest war mehr oder minder Formsache. „Wir haben das veredelt, was wir uns im Training Woche für Woche hart erarbeitet haben. Und wir bieten speziell unsere beiden Juwelen, Fritz und Gregor, nun in der Oberliga die Plattform, sich mit noch besseren Gegnern zu messen“, weiß Thorsten Neul, dass sich die vielen Stunden im Dienste des Vereins gelohnt haben und weiter lohnen werden.
Um den Zuschauern neben den Integrationsfiguren Lattermann, Pitsch, Dworschak und Withanage auch in naher Zukunft attraktiven Tischtennis-Sport zu bieten und eine Klasse höher nicht als „Kanonenfutter“ an die Platte zu gehen, haben die Braunfelser bereits reagiert und einen neuen Spitzenspieler verpflichtet. Der Pole Milosz Przybilik, bereits für Drittligist TuS Xanten im Einsatz, wird in der kommenden Runde die Nummer eins des TVB. „Der Kontakt kam unter anderem über Thomas Keinath zustande, der ab und an bei uns in Bonbaden mittrainiert. Außerdem haben wir in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit Marcin Jadczyk oder Szymon Mora gemacht. Die kennen ihren Landsmann Przybilik, und jetzt kommt Milosz zu uns“, so Thorsten Neul. Hinter dem 30-Jährigen aus dem südpolnischen Czestochowa reiht sich Xianjun Gao ein, während sein Bruder Yanjun nicht mehr bereit stehen wird. Ebenfalls keine Rolle in den Planungen für 2015/2016 spielt laut Thorsten Neul der Ungar Attila Ratfai, der die Runde in der zweiten Mannschaft absolvierte. „Die ist leider in die Bezirksliga abgestiegen und muss wieder hoch. Denn nun liegen vier Klassen zwischen der Ersten und dem Unterbau. Das müssen wir ändern“, fordert der Kreiswart und TVB-Abteilungsleiter. Umso wichtiger wäre, dass sein Namensvetter Ralf die Braunfelser Zweite verstärkt. „Oder er bleibt Backup und so etwas wie ein Betreuer für die Oberliga-Truppe“, wirft Thorsten Neul einen Blick nach vorne.
Auf den Aufsteiger kommt eine spannende neue Saison zu. Mit einigen Derbys gegen den ebenfalls aufgestiegenden Gießener SV und aller Voraussicht nach auch gegen den Relegationsteilnehmer NSC Watzenborn-Steinberg. Vorher muss allerdings noch geklärt werden, ob der TVB seine Heimspiele weiter in der Mehrzweckhalle in Bonbaden austragen darf. „Ich werde in den nächsten Wochen eine Begehung mit Michael Kamann machen. Der ist Bundesliga-Schiedsrichter und wird mir sagen, ob wir bleiben können oder nach Braunfels umziehen müssen“, sagt Thorsten Neul.
Ralf Neul wiederum freut sich auf das, was nach dem Jubel über den Titel nun vor den Braunfelser Tischtennis-Helden steht. „Das wird ein Brett, ein echter Hammer. Aber ich glaube, wir haben das Zeug, um Platz sieben mitzuspielen.“ Aller Anfang ist schwer. Wenn aber ein Happy End wie in dieser Saison herausspringt, dann werden sie beim TVB erneut von einer herausragenden Runde sprechen dürfen.