Wie fühlt es sich an, über Spiele der besten Nachwuchsspieler*innen Deutschlands, über spannende und unfassbar knappe Ballwechsel zukünftiger Bundesligaspieler*innen wachen zu dürfen und eventuell spiellenkende Entscheidungen zu treffen? Das alles und noch vieles mehr durfte ich bei den Deutschen Meisterschaften der Jugend 15 am 11.03.2022 in Wiesbaden erfahren.
Knapp drei Monate ist es erst her, dass ich meine Schiedsrichterprüfung bei den Hessischen Nachwuchsmeisterschaften Jugend 18 und 13 bestanden habe und bereits am ersten Tag danach konnte ich erste Erfahrungen sammeln. Bei dem Besuch eines Bundesligaspiels in Bad Homburg bin ich mit Schiedsrichtern in Kontakt gekommen, die mich auf meine Nachfrage nach möglichen Einsätzen dazu angeregt haben, eine Bewerbung auf die Deutschen Meisterschaften Jugend 15 in Wiesbaden als meinen zweiten Einsatz abzuschicken. Zu meiner freudigen Überraschung wurde ich sofort genommen. Nach einstündiger Fahrt und (zu) frühem Aufstehen startete der Tag mit der Einsatzbesprechung. Anschließend wartete ich mit leichter Nervosität auf mein erstes Spiel. Als es dann losging, setzte zunehmend der Fokus ein, auch wenn die erste Partie im Doppel ausgetragen wurde, mit dem ich pandemiebedingt noch keine Erfahrung gemacht hatte. Dieses Spiel verlief ruhig. Allerdings wurde ich schon beim zweiten Spiel direkt auf die Probe gestellt. Im zweiten Satz störte das Piepen meiner Stoppuhr den Spielverlauf, weshalb ich diese kurzerhand aus der Box brachte und austauschen musste. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon nervöser als zuvor und musste mich zwingen, meine Konzentration zu bewahren. Wenige Ballwechsel später übersah ich einen Kantenball, was lautstark von den Spieler*innen, Betreuern und dem Zuschauerblock kommentiert wurde. Trotzdem musste ich ruhig bleiben, meine Entscheidung auf Bitten beider Doppel revidieren und das Spiel so fokussiert und unbeeindruckt wie möglich fortsetzen. Der Rest der Partie verlief unproblematisch. Danach ging es gleich weiter, ich musste mehrere Begegnungen hintereinander zählen.
Nach vier Spielen in Folge und sehr stickiger FFP2-Hallenluft durfte ich endlich eine Pause einlegen und mich an der Seite meines Vaters wieder sammeln. Am Nachmittag wurde ich mit dem Turnierverlauf und einer gewissen Spielroutine immer entspannter und konnte nun den wirklich sehr attraktiven Tischtennissport genießen, den unter anderem die Vertretung des HTTV bot. Meine letzten zwei Spiele krönten den alles in allem sehr schönen und lehrreichen Tag: als erstes durfte ich die Hessin Lorena Morsch, spätere Deutsche Meisterin der Mädchen 15, am Tisch bei ihrem souveränen 3:1-Erfolg im Achtelfinale begleiten. Nach dem Spiel wurde ich als Schiedsrichter-Assistent an der Seite des Nationalen Schiedsrichters Christian Klein für das Mixed-Halbfinale eingeteilt. In unserer gemeinsamen Spielvorbereitung war Christian mit mir alle Aufgaben des Assistenten kurz und gebündelt durchgegangen. So haben wir gut gerüstet das Spiel mit dem 3:0-Erfolg des WTTV-Doppels ohne Probleme leiten können. Nach größeren Startschwierigkeiten war ich wirklich dankbar, dass ich diese Erfahrungen sammeln und viele interessante neue Bekanntschaften – sowohl Spieler als auch Schiedsrichterkollegen – machen durfte.
Genau diese besonderen Tage und auch die herausfordernden Spiele sind es, mit denen man wächst. Deshalb freue ich mich auf jedes weitere Erlebnis am (Zähl-)tisch! Dies wäre natürlich nicht ohne meinen Vater und die anderen erfahrenen Schiedsrichterkollegen möglich gewesen, die mir ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt vermittelten. Clément AlligandTV Braunfels